Nach einer kaufmännisch orientierten Ausbildung arbeitete Jakob Julius Scharvogel ab 1883 als Fabrikingenieur des Ateliers für Entwurf und Mosaikkeramik bei Villeroy & Boch in Mettlach, 1885 übernahm er die kaufmännische Leitung des Betriebes in Leipzig. Zu seinen Aufgaben zählte die Ausführung baukeramischer Projekte, bei denen auch innenarchitektonische Fragen eine wichtige Rolle spielten. Jedoch fühlte sich Scharvogel künstlerisch nicht genug gefordert, weshalb er 1898 nach München wechselte und sich in Obersendling eine eigene Kunsttöpferei einrichtete. Ab 1900 entstanden Gebrauchsgegenstände in Zusammenarbeit mit mehreren namhaften deutschen Entwerfern wie Theo Schmuz-Baudiss und den späteren Künstlerkolonie-Mitgliedern Peter Behrens, Ludwig Habich und Paul Haustein. Auszeichnungen auf den nationalen wie internationalen Ausstellungen dieser Zeit (Weltausstellung Paris 1900, Künstlerkolonie-Ausstellung 1901, Weltausstellung Turin 1902) machten ihn zu einem der bekanntesten deutschen Keramiker. Anfang 1906 trat man mit Plänen zum Aufbau einer keramischen Manufaktur in Darmstadt an Scharvogel als Prokurist und Leiter heran. Gleichzeitig wurde er Mitglied der Künstlerkolonie und 1907 Gründungsmitglied des Deutschen Werkbundes. Die 1906 fertiggestellte Großherzogliche Manufaktur beteiligte sich erfolgreich an der Brüsseler Weltausstellung von 1910. Trotz der allgemeinen Anerkennung war der Manufaktur offenbar kein finanzieller Erfolg beschieden. Nach Meinungsverschiedenheiten mit der großherzoglichen Verwaltung schied Scharvogel im September 1913 aus. Nach Forschungsaufhalten in Berlin kehrte er nach München zurück und war dort von 1916 bis 1925 als Lehrer für Baukeramik an der Technischen Hochschule tätig.