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Die HEAG Bilderkammer Darmstadt und die Künste 1846 - 1978

03.02.2013
28.04.2013

Museum Künstlerkolonie

Die Ausstellung

Aus Anlass der großzügigen Schenkung von über 70 Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen, Druckgrafiken und Skulpturen aus dem Besitz der HEAG an die Städtische Kunstsammlung Darmstadt präsentiert das Institut Mathildenhöhe eine Auswahl dieser Donation im Museum Künstlerkolonie. Zu entdecken sind ebenso überraschende wie faszinierende Arbeiten des 19. und 20. Jahrhunderts von rund 30 Künstlern, die die hauseigenen Bestände aufs Beste ergänzen.

Dr. Ralf Beil, Direktor des Instituts Mathildenhöhe, ist hoch erfreut: „Nach der exorbitanten Schenkung WELLA bereichert dieses große Konvolut der HEAG die Städtische Kunstsammlung Darmstadt erneut auf höchst willkommene Weise. So gelangen Werke in unser Haus, die wir uns sonst nicht leisten könnten und erweitern unsere bereits bestehenden Werkgruppen nachhaltig – insbesondere bei Bracht, Becker, Hoetger, Kröh und Kleukens!“

Auch Jochen Partsch, Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt, begrüßt die Schenkung: „Es ist immer ein besonderes Ereignis, wenn qualitativ hochwertige Kunst Eingang in die Städtische Kunstsammlung Darmstadt findet. Es ist jedoch selten, dass Werke sich so nahtlos in eine Sammlung einfügen und diese aufs Beste ergänzen wie im Falle der über 70 Kunstwerke aus den Beständen der HEAG.“

Mit der Übergabe an das Institut Mathildenhöhe finden die Werke den Platz, der ihrem kunsthistorischen Rang gebührt. Viele der Arbeiten sind bis dato der Öffentlichkeit völlig unbekannt gewesen oder nur selten präsentiert worden. Diese viele Jahrzehnte währende Unsichtbarkeit gehört mit dieser Ausstellung im Museum Künstlerkolonie endlich der Vergangenheit an. Der HEAG-Vorstand Dr. Klaus-Michael Ahrend ist froh, mit dem Institut Mathildenhöhe Darmstadt den perfekten Empfänger für die Werke gefunden zu haben: „Anlässlich der Auflösung unserer Bilderkammer haben wir eine unseren Eigentümern möglichst nahe Institution gesucht, in der unsere Kunstwerke am besten zur Geltung kommen könnten. Gesucht wurde eine Sammlung, die durch die Schenkung aus unserer Bilderkammer einen wertvollen Zuwachs erfahren und Impulse für neue kunsthistorische Forschungen erhalten würde.“

Und sein Vorstandskollege Dr. Markus Hoschek fügt hinzu: „Wir freuen uns, dass wir in dem Institut Mathildenhöhe als Hüter der Städtischen Kunstsammlung Darmstadt die ideale Institution für unsere Kunstwerke gefunden haben. Der Katalog und die Ausstellung zu unserer Donation bieten bereits neue Erkenntnisse über die Darmstädter Kunst im 19. und 20. Jahrhundert.“

Unter den Werken der Schenkung befinden sich Gemälde, Skulpturen und Grafiken von so namhaften Künstlern wie Max Beckmann, Eugen Bracht, Bernhard Hoetger, Max Klinger, Käthe Kollwitz und Karl Schmidt-Rottluff, aber auch von weniger bekannten Künstlern, die es zu entdecken gilt, darunter Well Habicht und Bruno Krauskopf. Thematisch lassen sich die Kunstwerke in zwei Bereiche gliedern: in die reiche Tradition der deutschen Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert sowie die Darstellung der technisierten und von gesellschaftlichen Spannungen geprägten Welt im 20. Jahrhundert.

Glanzpunkt der ersten Gruppe ist ein Gemälde von Eugen Bracht, das er rund zwei Jahre nach seiner groß angelegten Orientreise (1880/81) gemalt hat und das eine Palmen bestandene Oase zeigt, in der Beduinen rasten. Als Beitrag zur Forschung über den Künstler hat das Institut Mathildenhöhe diese Oase erstmals als „Wadi Feiran“ auf der Sinaihalbinsel lokalisieren können. Weitere Gemälde von Bracht, darunter ein „Strahlender Wintertag“ an der Spree in intensivem Blau-Weiß-Akkord, sowie Landschaften von August Becker, Philipp Röth, Heinrich Reinhard Kröh und dem späten Bernhard Hoetger runden den Bereich der Naturdarstellungen ab.

In der zweiten, dem Thema „Arbeit“ gewidmeten Gruppe, ist als besondere Entdeckung eine über 25 Werke umfassende Serie des Künstlers Friedrich Wilhelm Kleukens zu sehen. Sie ist Mitte der 1950er Jahre entstanden und zeigt technische Arbeiten an Elektrizitätsanlagen der HEAG. Bislang kannte man Kleukens vor allem als Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie und Leiter der großherzoglichen Privatdruckerei „Ernst Ludwig Presse“, die er ab 1907 mit seinem jüngeren Bruder Christian Heinrich leitete und dabei Ikonen der Buchkunst schuf. Nun schließt sich mit dem glücklichen Fund der HEAG-Serie aus Kleukens’ Spätwerk eine Lücke in der Forschung. Mit diesen dynamischen Blättern veranschaulicht Kleukens im Alter von 75 Jahren die aufwendigen Ausbauarbeiten des Darmstädter Stromnetzes nach dem Zweiten Weltkrieg. Neben ihrem künstlerischen Reiz zeichnen sich die Arbeiten auch durch die detaillierte Wiedergabe der Stromanlagen aus. Unter den Bereich „Arbeit“ fällt in der Ausstellung auch das großformatige Gemälde „Stiller Winkel im E-Werk“ des einstigen Expressionisten Paul Thesing, ab 1945 Mitbegründer und erster Präsident der Neuen Darmstädter Sezession. Darüber hinaus findet mit Willi Sittes eindrucksvoller Studie eines Arbeiters auf der Baustelle eines Forschungszentrums erstmals ein Werk dieses wichtigen DDR-Künstlers Eingang in die Städtische Kunstsammlung Darmstadt.

Angesichts der Fülle an Künstlernamen und der Verschiedenheit der hier präsentierten Gemälde, Papierarbeiten, Skulpturen und Druckgrafiken bietet die Ausstellung viel Raum, eigene Entdeckungen zu machen und Beziehungen zwischen den Werken aufzuspüren.

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